No more „I love you’s“

Liebe ist schön.
Liebe erfüllt.
Liebe repariert.
Liebe macht glücklich.

Ich habe die Liebe vor langer Zeit abgewählt, sie aus meinem Leben verbannt. Zugunsten des Eigenschutzes und des Schutzes eventueller liebenden und geliebten Menschen. Für mich war klar: Meine Situation bietet nur wenige mögliche Szenarios und keines davon geht gut aus. Klar war und ist auch, dass ich niemanden in die unschöne Situation bringen möchte sich zu verlieben und diesen Menschen unweigerlich zu verlieren. Schlimmer noch, mit ansehen zu müssen, wie er langsam sich selbst verliert und schließlich nicht mehr da sein wird.

Ich bin Romantiker, schon immer gewesen. Romantische Gesten sind mir wichtig, so auch darüber zu sprechen wie ich fühle, was ich fühle. Ein paar Jahre ging es gut einfach nichts zu fühlen, nicht daran zu denken, was ich gern fühlen würde oder welche Gefühle ich gern in einem anderen Menschen auslösen möchte. Nun gerate ich ins Wanken. Meine Einstellung ist weiterhin die selbe, keine Beziehung, keine Liebe, keine Kinder, kein was auch immer daraus entstehen könnte. Ich möchte es niemandem antun. Und dennoch merke ich in letzter Zeit, wie sehr es fehlt diese Worte zu hören, sie zu sagen und auch so zu meinen. Ich spüre, dass mir die Nähe fehlt, die Vertrautheit und das Gefühl, dass da jemand ist, der mich so sehr liebt wie auch andersrum. Ich vermisse das, möchte es gleichzeitig aber auch nicht mehr.

Und dann lernt man Menschen kennen. Liebe Menschen, mit so schönen Charakteren, dass es einfach gut tut, wenn sie da sind. Man lacht, man schluchzt, man hacht. Gemeinsam. Doch eine von ihnen sticht besonders hervor. Sie weckt die Erinnerungen an die Zeit, als man nicht nur lachte, sondern auch schwärmte, sich hingezogen fühlte. Die Zeit, in der man sein Leben geteilt hat, gemeinsam alles mögliche veranstaltet hat. Egal was, Hauptsache zusammen. Sie weckt plötzlich so einiges in mir. Wünsche, Sehnsüchte, Gedanken, Begierde, innere Wärme, Freude, Leid, Sorgen, Ängste. Die Liste scheint unendlich und es ist eben diese Mischung, die mich das Leben spüren lässt. Alles daran ist ein Genuss für meine Seele, reiner Balsam und ich spüre, wie es mich langsam repariert.

Es ist klar, darüber hinaus wird es nicht gehen. Für keinen von uns und das ist vollkommen in Ordnung. Doch ich lerne wieder etwas zu empfinden, lerne mich selbst wieder auf Menschen einzulassen, das Risiko einzugehen abgelehnt oder fallen gelassen zu werden und ich stelle fest, dass ich ganz im Gegenteil dazu aufgefangen wurde. Es fühlt sich gut an, vervollständigt mich wieder ein Stück und ich finde langsam wieder zu mir selbst. Es ist und wird nie sein, was mir am meisten fehlt, das ist gut so, das vermeidet unnötigen Schmerz. Es ist auch eine neue Erfahrung für mich, ich lerne mich von einer neuen Seite kennen, entdecke neue Grenzen, die es zu überwinden gilt. Herausforderungen im Inneren sind immer die schwersten, aber auch spannendsten. Zu beobachten, wie ich auf für mich gänzlich unbekannte Situationen reagiere, damit umgehe, ist mehr als interessant. Früher hätte ich das so nicht für möglich gehalten, aber wenn sich alles um uns herum ändert, dann manchmal auch wir selbst.

Es ist keine Liebe, wird es auch nie werden. Es ist etwas, wofür ich kein Wort finde. Eine Freundschaft, die sich in so kurzer Zeit so sehr entfaltet hat. Ein Mensch, der mir derart ans Herz gewachsen ist, dass ich nicht aufhören möchte darüber nachzudenken. Ich mache mir Sorgen. Ich freue mich über jedes noch so kleine Zeichen. Ich schwärme und genieße es, ja. Aber es wird nie ein Ich liebe Dich. Es bleibt eine Freundschaft. Es bleibt dieses Gefühl von verknallt sein, diese Schmetterlinge im Bauch, dieses Grinsen, wenn sie gedankenversunken beginnt zu singen, dieses kaum beschreibliche, aber auch diese Angst es kaputtzumachen, mein ständiger Begleiter in jeder Lebenslage. Selbst während ich diese Zeilen schreibe, ist sie da, die Angst es könnte falsch aufgefasst werden, zuviel sein, abschrecken oder schlimmeres, das ich mir nicht einmal auszumalen vermag.

Am Ende des Tages ist es eben eine Freundschaft, die mir sehr, sehr gut tut und ich hoffe, dass auch ich wenigstens ansatzweise so gut tue. Manchmal trifft man auf Menshen, bei denen auf Anhieb klar ist, dass sie etwas besonderes sind. Wohltuende Menschen, die einen sofort in ihren Bann ziehen. Freunde. Mitspacer. Diese Stimmen im Kopf, die einen grauen Tag mit einem einzigen Lächeln bunt streichen können. Ich mag das. Sehr.

Ich hoffe das hier erschreckt niemanden. Ich hoffe es ist verständlich, was ich ausdrücken möchte. Ich hoffe ich bin damit nicht allein. Und ich hoffe diese und andere Freundschaften gedeihen weiter und tun allen Beteiligten einfach gut.

No more „I love You’s“, aber gern diese Freundschaft.

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