Lass mal über Haie reden

Jahre lang mochte ich Schmerzen irgendwie, hab sie angenommen. Sie gaben mir das Gefühl am Leben zu sein. Solange man Schmerz verspürt, funktionieren Körper und Geist noch, dachte ich. Ich habe so oft den nächsten Schmerz gesucht und ihn immer wieder gefunden. Es war wie eine Sucht. Ich habe absichtlich die falschen Freundschaften geschlossen, weil ich wusste, dass es mich enttäuschen wird, suchte geradezu den Streit mit Fremden, immer Ausschau haltend nach Menschen, die sich auf Schwächere stürzen, nur um mich ins Kreuzfeuer zu stellen. Klar, es tat gut zu wissen, jemandem helfen zu können, aber noch besser tat es den Schmerz zu spüren. Mit dem Rad bergab, rasend an Bäumen vorbei. Sturzgefahr? Immer her damit! Vielleicht war es zum Teil auch das Adrenalin, dass seinen Bann um mich schlang. Heute verspüre ich Schmerzen, kann damit umgehen, freue mich aber nicht mehr, denn sie zeigen mir nicht, dass ich lebe, sondern dass sich meine Zeit dem Ende neigt. Ich stecke mentale Schmerzen nicht mehr so gut weg, lass mich wieder viel zu sehr davon irritieren. Sie werfen mich aus der Bahn. Umso spannender finde ich es genau das innerlich zu beobachten. Ich stehe neben mir, sehe mir dabei zu, wie ich von Enttäuschung umhüllt werde, wie mich Dinge fertigmachen, die mich eine gefühle Ewigkeit lang nie auch nur tangiert hatten. Die Nieren schmerzen, lassen mich nicht schlafen, sie nagen von innen heraus am Leben. Menschen irritieren mich auf so vielen Ebenen, ihr Handeln, ihr Auftreten, ihr Verhalten anderen gegenüber. Vieles glaube ich heute zu verstehen, kann zumindest die Motivation dahinter erkennen, aber so vieles mehr gibt mir immer wieder Rätsel auf. Es lässt mich nicht schlafen, nagt immer tiefer in der Seele. Aber lass mal über Haie reden!

Manche Menschen, ne? Manch einer kommt mir vor wie ein betrunkener Autofahrer auf dem Heimweg vom Dorffest, ein Auge auf dem Handy und das andere hält nach kurzen Röcken Ausschau, das Radio dröhnt, während der Wagen auf nen geschlossenen Bahnübergang zusteuert. Man sieht ihnen an, dass sie einen Unfall bauen werden, aber egal was man sagt, sie lassen sich nicht beirren und rasen weiter ins Verderben, ganz egal wen sie dabei mitreißen. Andere sind eher der Typ Feuerteufel. Sie zündeln wo sie nur können und erfreuen sich, wenn die Welt brennt. Aber stehen sie selbst in Flammen, schreien sie um Hilfe und erwarten, dass ihnen umgehend jeder zur Seite eilt. Dann wären da noch die Schaulustigen, die sich am Drama und Leid anderer ergötzen. Immer auf der Suche nach der nächsten Daily Soap, witternd, wenn es jemandem schlecht geht, fragen sie besorgt nach, geben sich als Freund, feiern am Ende aber doch nur ab, dass es ihnen selbst besser geht, reiben es einem ungefragt unter die Nase oder schleudern sich einen auf die Realität gewordenen Ängste ihrer Opfer. Und kennt ihr die Pseudowohltäter, die jedem von Nächstenliebe und ihrer eigenen, nicht exisenten Wohltätigkeit predigen? Sie reden von Liebe, Frieden und Gleichberechtigung, führen aber ein Leben jenseits der Realität. Manche von ihnen bereichern sich am Unglück anderer. Sie sammeln gönnerhaft Spenden für den guten Zweck, nur dass der eigentliche Zweck die Füllung der eigenen Taschen ist. Beweihräuchert, fast schon berauscht vom Eigenlob merken sie nicht einmal, wenn jemand direkt vor ihren Augen wirklich Hilfe benötigt und sei es nur für eine Minute eine helfende Hand. Sie tun es mit einem „Oh, Du Armer!“ ab und fühlen sich bestätigt in ihrer falschen Philanthropenphilosophie. Braucht man das? Wieso brauchen die das? Steine sind eben doch viel zu oft die besseren Menschen, aber lass mal über Haie reden!

Was läuft eigentlich verkehrt mit diesem Völkchen, das sich Menschheit nennt? Es heißt der Mensch wäre zu Empathie und logischem Denken fähig, er sei sozial und hätte Verständnis für eine große Bandbreite an alltäglichen Problemen. Ach echt? Wo ist die Logik, wenn jemand im Wartezimmer einer onkologischen Praxis sitzt, zwar eine Maske trägt, diese aber im Minutentakt zum Husten abgenommen wird? Was bezwecken Menschen, wenn sie einen darauf hinweisen, dass im Supermarkt keine Maskenpflicht mehr herrscht und man die Maske nicht mehr tragen müsse, wenn sie bis auf’s Messer darüber diskutieren bis man nur noch die Krebskeule schwingen kann, damit sie zumindest still sind und ihrer Wege gehen? Dieses Gejammer, dass man zum Wohle der Allgemeinheit und zum Schutze der eigenen Gesundheit verpflichtet wurde eine Maske zu tragen – „Diktatur! Gesetzeswidrig! Unmenschlich!“ Aber wenn die Pflicht aufgehoben und durch eine Empfehlung ersetzt wird, rennen sie durch die Welt wie die, die sie sich zuvor als den Feind ausmalten und an den Pranger stellten, und verteufeln jeden, der auch nur im Ansatz noch Maske trägt, auch um eben diese Ignorenten zu schützen. Kein Funke im Hirn, der vielleicht darüber nachdenken lässt, dass der Mensch gegenüber eventuell Covid positiv oder anderweitig vorbelastet sein könnte. Nichts, aber lass mal über Haie reden!

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